Dr. Christine Beil: Bücher gehören zum täglichen Bedarf!
Inhaberin des „Eppelheimer Buchladens“ schilderte dem CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm ihre Lage in Zeiten der Coronapandemie und den Wunsch, ihren „absoluten Traum“ weiterleben zu können /
Sturm: „Bücher sind Kulturgut und geistige Nahrung“
Im Oktober 2017 wurde für die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Christine Beil ein, wie sie selbst sagt, „absoluter Traum wahr“: Als Quereinsteigerin übernahm sie von Dr. Johannes Laping den „Eppelheimer Buchladen“, den dieser drei Jahrzehnte lang geführt hatte. „Der `Eppelheimer Buchladen´ war meine Stammbuchhandlung, ich kannte Dr. Laping seit vielen Jahren. Während eines unserer vielen Gespräche hat er mich gefragt, ob ich nicht seinen Buchladen übernehmen möchte. Ich war sehr überrascht, habe mich aber über dieses unerwartete Angebot riesig gefreut und zugesagt“, berichtete Beil dem CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (Wahlkreis Schwetzingen), der wegen eines Schreibens von Beil zur Situation des Buchhandels nach Eppelheim in die Buchhandlung gekommen war.
Mit großem Engagement und viel Herzblut sowie kreativen Ideen und zahlreichen Veranstaltungen führte Beil den „Eppelheimer Buchladen“ erfolgreich fort – bis Corona kam.
„Das war ein herber Schlag. Ich wusste zunächst auch nicht, wie es weitergehen wird. Zudem galt es, sich immer wieder auf neue Regelungen einzustellen, mal durfte man öffnen, dann wieder nicht, mal konnte nur geliefert werden, dann war nur `Click & Collect´ (Bestellen und Abholen) erlaubt. Von Planungssicherheit keine Spur“, gab die 51-jährige Buchladeninhaberin dem Parlamentarier einen Einblick in den Arbeitsalltag, den sie und ihre vier Mitarbeiterinnen bestreiten.
Nur kurz währte im März dieses Jahres die Freude darüber, dass Buchhandlungen als „Einzelhandel des täglichen Bedarfs“ öffnen durften. Beil: „Diese Regelung wurde kurz darauf wieder von einem Verwaltungsgericht gekippt, da ein Möbelhändler aus dem Zollernalbkreis auf Gleichbehandlung geklagt hatte und Recht bekam. Mein Lager war voll, aber Kunden durfte ich wieder nicht in den Buchladen lassen; wiederum war nur `Click & Collect´ möglich.“
Grund genug für Beil, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann einen deutlichen Brief zu schreiben und auf die schwierige Lage der Buchhändler hinzuweisen. „Bücher gehören zum täglichen Bedarf. Und daher brauchen wir auch Rechtssicherheit“, fordert Beil.
Das sieht auch der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Sturm so: „Bücher sind Kulturgut und sozusagen geistige Nahrung. Dem Buch kommt, auch im digitalen Zeitalter, eine Sonderstellung zu.“
Deutlich werde dies auch durch die Buchpreisbindung, die sinnvoll sei. Nicht nachvollziehbar ist es nach Meinung des Landtagsabgeordneten, dass man beispielsweise die Buchläden stark reglementiere, aber in Supermärkten die Bücherecken weiter frei zugänglich seien. Zudem habe er auch die Konkurrenz durch einen großen Onlinehändler im Blick. Dem stimmte Beil zu: „Was macht es für einen Sinn, wenn am Ende der Einzelhandel stirbt?“
Aufgeben war für die Eppelheimer Buchladeninhaberin allerdings nie eine Option, sie kämpfte gemeinsam mit ihrer Familie und ihren Mitarbeiterinnen um ihre Existenz und eben auch darum, ihren Traum weiterleben zu können.
„Corona hat uns viel abverlangt, war aber zugleich auch ein Modernisierungsbeschleuniger. Wir haben unser Angebot im Internet weiter ausgebaut, mit dem Erfolg, dass die Zugriffszahlen auf unserer Internetseite enorm gestiegen sind. Zudem haben wir unseren Service erweitert und bieten einen Lieferservice an. Damit sind wir mindestens genauso schnell, wenn nicht sogar teilweise schneller als Amazon.“
Besonders dankbar ist Beil, dass sie seitens ihrer Kundschaft eine „so große Wertschätzung, Treue und Unterstützung“ erfahren darf: „Das ist der entscheidende Faktor.“
Dies bemerkte auch Andreas Sturm MdL bei seinem Vor-Ort-Termin, denn immer wieder kamen Kunden, um Bücher abzuholen oder eine Bestellung aufzugeben. Dass man hierzu gegebenenfalls eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen musste, da aufgrund der Coronaregeln maximal nur zwei Kunden gleichzeitig den Buchladen betreten dürfen, störte niemanden.
Sturm: „Eine solche Form der Unterstützung des Einzelhandels finde ich klasse. Und als Gymnasiallehrer freue ich mich auch darüber, dass ich so viele junge Menschen gesehen habe, die sich ein Buch gekauft haben. Sehr erfreulich ist aktuell auch, dass die Inzidenzen weiter sinken und es damit konkrete Öffnungsperspektiven für viele Bereiche gibt.“ (Text/Foto: Matthias Busse)