Landwirte mahnen: „300.000 Brote sind dann einfach weg“.

Diese Bahntrasse widerspricht vernünftig abwägender, nachhaltiger Infrastrukturplanung! Dieser Meinung sind Simon Stephan und Horst Fießer, zwei Landwirte aus Eppelheim.

Bei der öffentlichen Mitgliederversammlung der CDU haben Stephan und Fießer die Planvariante durch die letzte verbliebene Freifläche zwischen Eppelheim und Plankstadt kritisiert. Eine mögliche Linie streift auch Heidelbergs Patrick- Henry-Village und geht durchs FFH-Gebiet westlich von Sandhausen. Warum die Deutsche Bahn AG in diesem Ausbauabschnitt einer Güterverkehr- Fernverbindung Rotterdam-Genua Mehrkosten auf sich nehmen sollte, und warum dies trotzdem die vernünftigere Lösung sei, legten die beiden Sprecher der Eppelheimer Bauern dar. „Da muss man runtergehen!“ – Veranstaltungsbesucher Erich Zahn stellte das Untertunneln als Alternative in den Raum, noch bevor der Vortrag abgeschlossen war.

Aber der Reihe nach: Beim nächsten Bahn-Dialogforum will die Bahn die 50 vorab untersuchten Varianten möglicher Streckenverläufe auf 10 bis 15 eingrenzen. In weiteren Schritten soll die endgültige Linienführung ausgewählt werden, für die dann die baurechtlichen Schritte einzuleiten sind. Seit Anfang des Jahres macht eine Bürgerinitiative auf die Nachteile dieses Schienenausbauvorhabens aufmerksam. Kommunale Gremien, Verwaltungen und Abgeordnete aus der ganzen Region haben sich mittlerweile ablehnend zu einer Trasse nahe Eppelheims geäußert. Auch die Landwirte Stephan und Fießer heben Widersprüche hervor: Erforderlicher Infrastrukturausbau stehe hier gegen nachhaltigen Umgang mit begrenzten natürlichen Vorkommen. Stephan macht’s anschaulich: Werden die in den Plänen „1007“ und „1012“ bezeichneten Linienvarianten umgesetzt, würden unwiederbringlich 43 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verschwinden. Und für „Querungsbauwerke“ etwa für Straßen und Radwege und für Pflicht-Ausgleichsflächen benötige man noch mehr Platz. Stephan rechnete vor: Auf jenen 43 Hektar Ackerfläche könnten bei Anbau von Weizen nach der Ernte 300 000 Ein- Kilo-Brote gebacken werden. „Die gehen von jetzt auf nachher verloren.“ Stephan glaubt zudem nicht, dass es bei diesen beiden Gleisabschnitten bei nur 35 beziehungsweise acht Hektar Flächenverbrauch bleibe – die Planer hätten viele Details nicht einkalkuliert. Stephan fragt: Wieso werden nicht bereits bestehende Strecken ausgebaut? Dabei könne man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die teils maroden Bahnverbindungen in Schuss bringen und die Anwohner trotz des Erweiterns durch Schutzvorkehrungen entlasten. Linienführung über unbebaute Flächen sei zwar billiger als über bestehende Gleise, die erweitert werden müssten. Die Bahn-Planer hätten aber so vieles immer noch nicht in ihre Überlegungen mit eingerechnet. „Wo bleibt denn der Mensch?“ fragte Horst Fießer, gleichzeitig CDU-Gemeinderat. Die gefährdete Landwirtschaftsfläche sei ja auch notwendiger wie knapper Naherholungs und Erlebnisraum für die Menschen in einem der am dichtesten besiedelten Räume Baden-Württembergs. Und dies betreffe nicht nur Eppelheimer und Plankstädter, sondern auch Mannheimer, Heidelberger, und im weiteren Verlauf der geplanten Linienvarianten Sandhäuser, St. Leon-Roter oder Walldorfer. Schwetzinger sowie Hockenheimer hätten bei einer Modernisierung ihrer bestehenden Schienenverbindung durch Untertunneln Aussicht auf Verbesserungen für Anwohner. Unsinnig sei es auch, die bei der Flurbereinigung gebildeten Biotopewieder zu zerstören. Ein Besucher der CDU-Veranstaltung erwähnte die über 20 Jahre währende Umwandlung der alten Kiesgrube in ein Biotop für Kreuzkröten oder die „Wiederansiedlung der Lärche“. Zwischen Eppelheim und Plankstadt werden derzeit eine neue Hochspannungsleitung, eine Gasleitung, ein Radschnellweg und eine mögliche Straßenbahntrasse nach Schwetzingen geplant. Referent Stephan: „Ich frage mich ob die Projektierer überhaupt miteinander reden. Ich denke, wir werden uns hier noch öfter wehren müssen.“ Zuletzt hatte die Stadt Heidelberg eine ablehnende Stellungnahme zur geplanten Linienführung gemeinsam mit den Nachbargemeinden Eppelheim, Plankstadt und Oftersheim veröffentlicht.(Text: Felix Hüll, RNZ)

Bild: Volker Wiegand, Horst Fießer, Simon Stephan - Foto: CDU Eppelheim