6 Jahre Papst Franziskus – Reform oder Reformstau?
Wie immer, wenn Pfarrer Johannes Brandt als Referent kommt, hatten sich viele Zuhörer zur Monatsversammlung im September im Katholischen Gemeindehaus St. Franziskus eingefunden. So konnte der Vorsitzende der CDU Eppelheim, Volker Wiegand, viele Interessierte auch aus umliegenden Gemeinden begrüßen. Als am 13. März 2013 mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio erstmals seit dem 8. Jahrhundert ein Nichteuropäer in das höchste Amt der katholischen Kirche gewählt wurde, war das eine große Überraschung. Schon mit dem ersten Auftritt nach seiner Wahl setzte Papst Franziskus klare Zeichen, wie er sein Papsttum versteht. Statt in päpstlichem Ornat, trat er in einer schlichten, weißen Soutane vor die Gläubigen. Seither ist Papst Franziskus für seine unprätentiösen Amtsführung bekannt. Statt mit einer Staatkarosse fährt er in einem Fiat 500 vor. Statt in den päpstlichen Gemächern zu residieren, wohnt er im Gästehaus des Vatikans. Er selbst bezeichnet sich häufiger als Bischof von Rom, selten als Papst. „Das Papsttum wurde in der Vergangenheit überhöht und entmenschlicht“ so Pfarrer Brandt in seinen Ausführungen. Papst Franziskus gab der Kirche eine neue Zielrichtung. Die Kirche müsse an die Ränder gehen und ihre Aufgabe sei es, den Menschen eine Brücke zu Gott zu bauen. In der Auswahl der neuen Kardinäle gibt Papst Franziskus genau diese Linie vor, an die Ränder, die Hecken und Zäune zu gehen. Der Papst hält Messen in Justizvollzugsanstalten und psychiatrischen Einrichtungen, in der Messe am Gründonnerstag wäscht er Füße von Menschen, die nicht einmal getauft sind. Diese Taten und Zeichen wecken in vielen Christen die Hoffnung auf Veränderung. So im Bereich der Stellung von Frauen in der Kirche, beim Zölibat oder beim Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Bezüglich des Zölibats wies Brandt darauf hin, dass es in der Ostkirche ganz normal sei, dass Pfarrer verheiratet sind. Anhand des Beispiels der Behandlung wiederverheiratet Geschiedener stellte Brandt dar, dass es hier für die einen um den Kern der Katholischen Kirche geht, die andern wollen einen liberaleren Umgang. Mit seinem Verständnis des Papsttums hat Franziskus schon viel verändert. Garde aus Deutschland kommen immer wieder Forderungen von Reformen. In vielen Punkten hat Papst Franziskus diese Erwartungen (noch) nicht erfüllt.